Donnerstag, 2. Februar 2017

[ #Digitalisat ] Digital online: Die "Golden Haggadah"

[Retrodigitalisat] Die "Golden Haggadah", ein hebräisches Buch aus dem 14. Jh. Spaniens mit zahlreichen Illustrationen, ist so einmalig in seiner Schönheit. Der Betrachter mit der Lupe am Bildschirm gewinnt einen Einblick in diese Buchmalerei, die kein Museum in dieser Breitenwirkung so liefern könnte.

British Library. Sie hat wertvolle alte Bücher aus ihrem Bestand digitalisiert und stellt sie im Internet aus. Man kann selber in den Büchern blättern, erläuternde Begleittexte lesen und mit einer Lupe die herrlichen Details der alten Buchillustrationen anschauen.

Goldene Haggadah. Etliche wertvolle alte Bücher sind auf diese Weise digitalisiert worden, darunter die sog. "Goldene Haggadah", ein hebräisches Manuskript aus dem maurischen Spanien (Barcelona ~ 1320) mit zahlreichen Illustrationen. Bücher besitzen in der jüdischen Kultur einen unschätzbaren Wert, sie sind absolut grundlegend. Selbst auf mittelalterlichen Karikaturrn wie auch auf respektvolleren Darstellungen wird der Jude immer mit einem Buch in der Hand gezeigt. Da Bücher bewegliche Habe sind, nahmen die Juden sie überall hin mit. Die am üppigsten verzierten alten hebräischen Manuskripte sind die Haggadoth. Bei der Haggadah handelt sich um den meistkopierten und meistgedruckten jüdischen Text der Liturgie zum Pessach-Fest, vorgetragen am Seder-Abend. Sie enthält biblische Texte, Hymnen und Psalmen, Verse und Aufzeichnungen religiöser (hier: spanisch-jüdischer) Bräuche.

Geschildert wird die Geschichte von der Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei und dem Auszug aus Ägypten in das verheißene Land. Der Grundgedanke ist, diese Botschaft der Befreiung von Generation zu Generation weiterzutragen. Die Pessach-Haggadah ("Oster"-Erzählung), stellt die Liturgie der häuslichen jüdischen Osterfeier dar. Zusammen mit der Bibel und dem Mahzor gehört sie zu den bedeutendsten jüdischen Handschriften, die illustriert wurden (die Thora wurde nie bebildert). Gelesen wird die Haggadah am Vorabend des Pessach-Festes, der sogenannte "Seder". Das "Pesach-Fest" beginnt am ersten Vollmond des Frühlings, und dauert acht Tage.

Die Bezeichnung "Goldene Haggadah" rührt von dem goldenen Hintergrund der Miniaturen. Sie ist eines der ältesten illuminierten spanischen Manuskripte, die überliefert wurden. Dem Text gehen vierzehn ganzseitige Miniaturen voraus - vier Darstellungen der biblischen Szenen der Genesis und des Exodus auf jedem Blatt, wobei die letzte Seite die rituellen Vorbereitungen zum Pessachfest zeigen. Die Zeichnungen im französischen gothischen Stil scheinen eindeutig von zwei verschiedenen Künstlern zu stammen, wobei der zweite sich als geschickter erwies als der erste. Wie auf diesen Illustrationen ersichtlich ist, wurden das höfische Leben und dasjenige des Volkes in zeitgenössischem, stilisiertem Realismus auf goldenem Grund dargestellt.

Autoren. Die Autoren der rund einhundert Gedichte und Verse gehören zu den berühmtesten der jüdischen Tradition und der "Goldenen Diaspora" in Spanien. Unter ihnen: Solomon Ibn Gabirol (* um 1021 in Málaga; † um 1058 in Valencia, auch Solomon ben Juda, war ein spanisch-jüdischer Dichter und Philosoph), Abraham Ibn Ezra (Abraham ben Meir, oder Abraham Judaeus, Avenezra, Avenare, arabisch Ibraham abu Ishak ibn al-Majid ibn Ezra, abgekürzt RABa', jüdischer Exeget, Philosoph, Astrologe, Astronom, Grammatiker und Dichter, * wahrscheinlich 1089 in Toledo, † am 28.1. 1164) und Judah Halevi.

Judah Halevi (Jehuda Halevi, auch Jehuda ben Samuel Hallevi oder Juda Halevi, arabisch Abu l-Hasan ibn Allavi, *um 1075 bis † ca. 1141, jüdischer Dichter, Philosoph) ein spanisch-jüdischer Philosoph und der bedeutendste sephardische Dichter des Mittelalters.

Nach Abraham ben Meir ibn Esra ist der Mondkrater Abenezra benannt. In Spanien befreundete er sich mit Jehuda ha-Levi, bereiste mit ihm die Städte des Landes und begleitete ihn bis nach Nordafrika. Er hat die sprachlichen und religiösen Erkenntnisse der spanischen Juden für die jüdische Schriftauslegung verwertet und sie zum Gemeingut des Judentums gemacht. Darin liegt seine Bedeutung.

Solomon Ibn Gabirol wurde jahrhundertelang für einen christlichen Philosophen der Scholastik gehalten worden und inspirierte wiederum spätere Philosophen bis hin zu Giordano Bruno, der allerdings als Ketzer auf dem Scheiterhaufen endete. Erst 1846 entdeckte man in der Pariser Bibliothèque Nationale unter den hebräischen Manuskripten eine Sammlung von Exzerpten eines arabischen Originals, von dem das lateinische Manuskript des Fons Vitæ von Avicebron stammte.

Pessach. Pessach ist eines der ältesten jüdischen Feste. Seine Ursprünge sollen auf die Zeit zurückgehen, da die Hebräer noch als Halbnomaden lebten, möglicherweise in einer Zeit früher als der Exodus selbst; denn Mose bat Pharao um Erlaubnis, mit dem ganzen Volk drei Tage lang das Fest in der Wüste zu feiern (Exodus 5:1). Vergleichbare Frühlingsfeste sind bei den semitischen Nomaden bekannt. Wie auch immer die archaische Gestalt der Feste gewesen sein mag, die hebräische Überlieferung führt das Fest auf den Auszug Israels aus Ägypten zurück.

In Exodus 12:I-28 wird vom ersten Pessach berichtet: Jedes Vaterhaus hatte ein Schaf- oder Ziegenlamm zu schlachten, unzerlegt im Feuer zu braten, mit Mazzot und Bitterkräutern noch am selben Abend zu essen und mit dem Blut des geschlachteten Lamms beide Türpfosten und die obere Schwelle des Eingangs zu bestreichen, damit die Häuser derer, die an den Einen Gott glaubten, gekennzeichnet waren. Denn in jener Nacht wurden alle Erstgeborenen in Ägypten getötet, doch an den gezeichneten Häusern ging der maschchit, "Vernichter", vorbei (die letzte der zehn Plagen). Man aß in großer Hast, die Hüften gegürtet, die Schuhe an den Füßen und mit dem Stab in der Hand. Denn in derselben Nacht wurde der Erniedrigung ein Ende gesetzt; man brach auf in die Freiheit, in ein neues Leben der Würde. Da Eile geboten war, hatte das Volk Israels keine Zeit mehr, den Sauerteig gären zu lassen und so wurde der ungesäuerte Teig verbacken. Der Hast gedenkend, sollten Mazzot an weiteren sieben Tagen gegessen werden, als das Brot der Armut, das vor dem Auszug gebacken wurde (Deuteronomium 16: 3) .

Erläuterung. Haggadah: = Haggadah Schel Pessach = Pessach-Haggadah, Erzählung, speziell vom Auszug aus Ägypten am Pessachabend. - Pessach: Passa, 15. - 22. Nissan / April, Fest/ Feier zur Erinnerung des Auszugs aus Ägypten. - Seder: Ordnung, insbesondere die Ordnung der häuslichen Pessachfeier.

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