Nach einer quälend langen Zeit war es den ausländischen Kollegen wieder möglich, Kontakt zu deutschen Gewerkschaftern aufzunehmen. Hansen kannte den Absender sehr gut; gleich nach der nationalsozialistischen Machteroberung hatte der Vorsitzende des Nederlandse Lito-, Foto- en Chemigrafenbond (NLFC) Verbindungen zu Heinrich Hansen aufgenommen.
Gemeinsam suchten sie ein Netz des gewerkschaftlichen Widerstandes im Gewerbe zu knüpfen. Denn: Neben seiner heimischen Gewerkschaftsarbeit koordinierte Roelofs als Sekretär des Internationalen Berufssekretariats der Lithographen und Steindrucker seit 1929 die Zusammenarbeit der „Flachdrucker“ weltweit. Hansen war Roelofs in den 1920er und 1930er Jahren oft begegnet. Als geachteter Vorsitzender des Ausschusses des deutschen Verbandes der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe (VLS) stand Hansen bis 1933 dem Kontrollgremium vor, das Beschwerden der Mitglieder gegen die Handlungen des Verbandsvorstandes entgegenzunehmen hatte. In dieser Eigenschaft erhielt Hansen Mandate für alle wichtigen nationalen und internationalen Kongresse.
Bereits im April 1946 hatte der Hamburger den ersten Brief in die Niederlande auf den Weg gebracht. Stolz berichtete er von den ersten erfolgreichen gewerkschaftlichen Organisationsversuchen in Hamburg und den diversen Besatzungszonen. Weniger gut klangen allerdings die Nachrichten über das Schicksal der leitenden Funktionäre seiner alten Gewerkschaft.
Die lang ersehnte Antwort Roelofs Ende Juli 1946 traf Heinrich Hansen wie ein Schock. Statt herzlicher Willkommensgrüße rechnete der holländische Kollege mit der deutschen Gewerkschaftsbewegung hart ab. Desillusionierend resümierte der Holländer: „Lieber Hansen, ich glaube nicht, dass Ihr augenblicklich richtig begreift, wie schwierig Eure Lage eigentlich ist, wie ungünstig Eure Aussichten sind und was nun eigentlich geschehen muss, damit ihr wenigstens einigermassen wieder hochkommt. Ich glaube nicht, dass Ihr Euch vollkommen bewusst seid, wie tief der Abgrund ist, in den Hitler Euch gestürzt hat.“ Mit seiner Aussage unterschied sich Roelofs kein Deut von den Aussagen von Vertretern der Sozialistischen Internationale, die Anfang 1945 die Bestrafung aller Deutschen forderten.
[ #FREIHANDbuch ]⇒
- Johannes Hass, Jacob Roelofs, Heinrich Hansen: Der internationale gewerkschaftliche Widerstandskreis der Lithographen und Steindrucker gegen den Nationalsozialismus - Veröffentlichungen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Bd. 24, pdf., 150 S. Bonn 2017.
- [Google Search] ⇒ Der internationale gewerkschaftliche Widerstandskreis der Lithographen und Steindrucker gegen den Nationalsozialismus
- Keinen Wissens-, Buch-, Bildungs- Schul- oder auch Kidsbeitrag als Fan der Fansite "Schülerclub Dornbirn", der Website schuelerclub.at oder der offenen Gruppe "Naturfreunde-Schülerclub-Dornbirn" auf Facebook oder Google+ versäumen.
- TIPP: Das ⇒ #Vorarlberger Bloghaus verlinkt interessante Weblogs und findet man auch auf Facebook.
- Beachte dort auch weitere Informationen zum Thema unter "Nachschlagen A-Z".
- 26.4.17 [Letzte Aktualisierung, online seit 26.4.17]
Einleitung 5
I. Johannes Hass 9
1. Ein Gewerkschaftsverband der Schöngeister 9
2. Von Streik zu Streik 14
3. Zwischen Krieg und Frieden 23
4. Novemberrevolution und demokratischer Neubeginn 26
5. SPD-Kommunalpolitiker 35
6. Der Internationale Bund der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe 45
7. Der Faschismus an der Macht 54
8. Tod und Gedenken 58
II. Jacob Roelofs 61
1. Deutsche Katastrophe 69
2. Widerstand und Verfolgung 76
3. Wiederaufrischung der Gewerschaftsinternationle - Weltgewerkschaftsbund
versus Internationale Berufssekretariate 81
4. Tiefe Verletzungen - heilende Wunden: Das Verhältnis zu den Deutschen 91
5. Tod und Gedenken 97
III. Heinrich Hansen 98
1. Gewerkschaftskarriere und Ehrenämter 99
2. Gegen die Nazis: Widerstand als Sozialdemokrat und Gewerkschafter 103
3. Das Gewerkschaftliche Widerstandsnetz der Steindrucker und Lithograpehn 104
4. Widerstandszentren 106
a. Hamburg 106
b. Berlin 107
c. Leipzig 111
d. Hannover 113
e. Braunschweig 115
f. Lübeck 115
5. Widerstand und gewerkschaftlicher Gedächtnisverlust 116
6. Inhaftierung - Zusammenbruch des gewerkschaftlichen Widerstandsnetzes 119
7. Befreiung vom Faschismus und gewerkschaftlicher Wiederaufbau 122
8. An der Spitze der Industriegewerkschaft Druck und Papier 126
9. Vom „schlecht geführten Streik“ hin zur erfolgreichen Tarifpolitik 132
10. Geerdeter Internationalist 131
11. Abschied, Würdigung, Gedenken 137
Quellen- und Literaturverzeichnis 139
Abbildungsverzeichnis 150