Montag, 11. Februar 2019

[ #Digitalisat ] Digitalisat online: Sultan Baybars Koran


[Digitalisat] Sultan Baybar's Qur'an. Das "Buch" wurde in Kairo zwischen 1304 und 1306 hergestellt. Benannt ist es nach dem Auftraggeber Sultan Baybars II. al-Gasnkir, der zu den mamlukischen Herrschern Ägyptens gehörte.

Es ist in Goldschrift geschrieben und filigran ausgestaltet, kann man sich dort auch vorlesen lassen – ganz, wie es sich nach islamischer Tradition für das Wort Gottes gehört. Das Vorlesen (in Arabisch natürlich) ermöglicht ein Klick auf den "Recitation Button". Die insgesamt 30 Seiten sind hochklassig digitalisiert und bearbeitet. Ein Zoom ermöglicht Vergrößerungen und jede Seite ist kommentiert. "Turning the Pages™" benötigt Shockwave Plug-ins die allenfalls auf der Adobe-Website kostenlos runtergeladen werden können. Da Arabisch von rechts nach links gelesen wird, blättert man das Buch auch von "hinten" nach "vorne".

Mameluke Baybar. Das Buch wurde in Kairo zwischen 1304 und 1306 hergestellt. Benannt ist es nach dem Auftraggeber Sultan Baybars II. al-Gasnkir, der zu den mamlukischen Herrschern Ägyptens gehörte.

Die Mamluken, die von 1250 bis 1517 über Ägypten und Syrien herrschten, bildeten eine türkische Militäraristokratie, die sich ausschließlich aus ehemaligen Sklaven (gekauften Kindern die eine Elitenausbildung erfuhren und meist als Leibgarde eingesetzt waren) zusammensetzte. Das heißt, dass die Leibeigenen zum Islam konvertierten und militärisch ausgebildet wurden. Nach der Ausbildung mussten sie unter ihrem heidnisch-türkischen Namen freigelassen werden. Die dadurch erlangte Loyalität zum Herrn und den Kameraden zeichnete die besondere Stärke der Mamluken aus.

Eine vornehmlich arabische Bevölkerung wurde also beherrscht von einer durchweg turkstämmigen Elite freigelassener Militärsklaven, die sich durch ein sich selbst auferlegtes Gebot ständig zu regenerieren versuchte. Mamluk werden konnte nur ein außerhalb des islamischen Herrschaftsbereiches als Nichtmuslim frei geborener, dann versklavter, als Sklave nach Ägypten verbrachter, zum Islam konvertierter, in die Freiheit entlassener und schließlich ritterlich ausgebildeter Türke werden. Diese Praxis führte sich auf den Umstand zurück, dass es Muslimen verboten war, Glaubensgenossen zu versklaven. Die Nachkommen der Mamluken waren von der Herrschaft grundsätzlich ausgeschlossen. Der neue Herrscher wurde aus den Reihen der mamlukischen Emire gewählt.

Nicht zu verwechseln mit Sultan Baybars I., dem berühmten Begründer der Mamelukenmonarchie in Ägypten, der durch die Kreuzfahrer als barbarisch beschrieben wird. Mit welcher Berechtigung man heute noch diese Kreuz- und Raubritterpropaganda ungeprüft so wiedergibt, steht auf einem anderen Blatt und waren die Kreuzfahrer trotz aller ihrer bestialischen Kriegsführung für die muslimischen Machthaber jener Zeit nicht sonderlich wichtig, nicht mehr als ein "Grenzkonflikt".

Und überhaupt dürfte Baibar I. für Europa durch Abwehr des Mongolensturms wesentlich mehr Bedeutung haben. Es ist Baibars Verdienst, der mongolischen Ausdehnung widerstanden zu haben. Ägypten hatte erst wenige Jahre vor dem Einfall der Mongolen zu einer inneren Stabilität gefunden, deren Macht aus türkischen Mamelukentruppen bestand, deren abfällige Bezeichnung Militärsklaven nicht ihre wahre Stärke wiedergibt. Im ägyptischen Sultanat hatte ihre Machtstellung 1250 schließlich dazu geführt, dass der eigene Emir zum Sultan ernannt und der letzte Nachfolger Saladins gestürzt wurde. Das aus ehemaligen "Sklaven" bestehende Heer traf 1260 auf die gefürchteten Reitertruppen der Mongolen in der berühmten Schlacht von Ain Dschalut. Den Mameluken gelang es auf jeden Fall als Erstes, den mongolischen Angriffen standzuhalten. Das führte auch zu motivierterem Widerstand anderswo: Die Streitmacht des Sultans von Delhi setze an seiner Flanke ebenfalls erfolgreich Widerstand ein. Das führte zweifelsfrei zu einer Entlastung an den europäischen Expansionsplätzen der Mongolen.


Hoffnung der Christen. Freilich hatten europäische Herrscher und der Papst auch versucht mit den Mongolen zu einem Bündnis gegen den Islam zu gelangen, hofften die "schamanistischen Heiden" zu "bekehren". Dies scheiterte aber sowohl an den Unterwerfungswünschen der Christen wie der Mongolen, denen der Glaube oder seine Ausbreitung weniger wichtig waren als die reale Macht. In den Jahren 1259/60 wurden Damaskus und Aleppo von den Mongolen erobert, beides mit armenischer Unterstützung. Die armenische Kirche rechnete sich gute Chancen einer Bekehrung der Mongolen zum Christentum aus. Doquz Khatun, die Frau des Mönge Khans, war eine nestorianische Christin. Als Aleppo von den Mongolen belagert wurde, standen die Armenier als treue Helfer an ihrer Seite. Die Herrscher der in Palästina verbliebenen Kreuzfahrerstaaten konnten sich zu keiner einheitlichen Haltung gegenüber den Mongolen verständigen. Einerseits brach man alle Verbindungen mit Armenien ab, wollte aber auch nicht die Mongolen selbst reizen. So verstießen Johann von Jaffa und Julian von Sidon ihre armenischen Frauen. Andererseits bot sich ein Bündnis mit den ebenfalls durch die Mongolen bedrohten Ägypten an, das man aber aus ideologischen Gründen nicht eingehen wollte. Der Meister des Deutschen Ordens rief schließlich zum Verzicht auf ein militärisches Vorgehen gegen die Mongolen auf.

Baibars I. (Baibars al-Bunduqdari / Baybar, 1233-1277) war der Sultan von Ägypten und Syrien, und starb 1277 an einer Vergiftung. In Syrien unterwarf der Mameluken-Sultan Baybar I. die Hashshashin und ersetzte die alten Führer durch eigene Männer. Ein ägyptisches Heer unter seiner Führung hatte 1277 die Mongolen bei Albistan in Kleinasien geschlagen. Von 1265-1268 hatte er die Kreuzfahrerbastionen Haifa, Jaffa und Antiochia einnehmen können, was zum Siebten Kreuzzug führte.

Baybars II. al-Gasnkir ist aber weder verwandt noch verschwägert mit ihm. Dies schon deshalb, weil die Mamelukendynastie mit der Erbberechtigung der direkten Nachkommen ihre Probleme hatte und eher ein militärisches "Leistungssystem" kannte. Baybars II. al-Gasnkir war Emir im mamelukischen Emirenrat und Vorkoster (Tscherkesse) des Sultans an-Nasir. Nach dessen Abdankung übernahm er von 1309 bis 1310 das Sultanat. Aber schon im folgenden Jahr kehrte Sultan an-Nasir zurück und ließ Baybars II. gefangen nehmen und hinrichten. Auf ihn geht auch die Gründung und Stiftung des ältesten Sufi-Klosters (1310, Baybars El-Jashankir Khanqa) in Kairo zurück.

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