Donnerstag, 10. August 2017

[ #eText ] Das Märchen von der Gender-Verschwörung

Argumente für eine geschlechtergerechte und vielfältige Gesellschaft 

Die Debatte um ‚Gender-Ideologie’ ist hochgradig emotional aufgeladen. Angstwird geschürt vor dem Anderen, vor Geschlechtsidentitäten jenseits der zweigeschlechtlichen Norm und vor anderen Ethnien, vor dem Verlust (scheinbarer) Sicherheiten, vor Zerstörung vermeintlich traditioneller Werte und davor, Kinder angesichts einer als bedrohlich wahrgenommenen Modernisierung der Gesellschaft nicht schützen zu können. 

Gender-Wahn? Da ist die Rede von einer Gender-Ideologie, von GenderGaga,Gender-Wahn oder Ähnlichem. Ultrakonservative Gruppen, rechtspopulistische und neu-rechte Kreise polemisieren aggressiv gegen alles, was mit einem liberalen Verständnis von geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung oder mit Gleichstellungspolitik zu tun hat. So unterschiedliche Dinge wie Geschlechterforschung, politische Gleichstellungsstrategien, Sexualaufklärung und Schwangerschaftsabbruch werden in einen Topf geworfen und verteufelt.

Konkurrenz-Angst. Versprochen wird Sicherheit in einer homogenen Volksgemeinschaft: durch den Schutz der (ungeborenen) Kinder, der Familie und Ehe. Besorgniserregend ist dabei vor allem, dass diese Argumentation bis in die bürgerliche Mitte anschlussfähig ist. Viele Menschen sind durch Geschlechtsidentitäten jenseits der Polarität von Mann und Frau und die Gleichwertigkeit verschiedenster Lebensentwürfe erst einmal verunsichert. Christlich-konservative Menschen finden sich in den traditionellen Ehe- und Familienkonzepten wieder. Neoliberale Milieus, denen eine aktive Gleichstellungspolitik schon immer ein Dorn im Auge war, sehen sich bestätigt. Und wer sich durch die Förderung der weiblichen Konkurrenz auf den oberen Stufen der Karriereleiter benachteiligt fühlt, kann in diesen Positionen ebenfalls Bestätigung finden.

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