Mittwoch, 25. Mai 2022

[ #Digitalisat ] Theodor Herzl: Der Judenstaat (1896)


"Der Judenstaat" ist kein religöses Werk, hat jedoch das moderne Judentum maßgeblich verändert und ist ein Dokument der Weltgeschichte. Das nicht nur für die Geschichte des Staates Israel so entscheidende Programm verfasste der damals 36-jährige Herzl 1896 unter dem Eindruck des wachsenden Antisemitismus in Europa.

"Wir sind ein Volk, ein Volk", hatte Theodor Herzl in seiner Schrift "Der Judenstaat" geschrieben, die ihn rasch zum populärsten Vertreter eines säkularen jüdischen Nationalismus gemacht hatte. Der Schriftsteller Stefan Zweig erinnert an die ungeheuerliche Wirkung des Buches "Der Judenstaat" in seinen Erinnerungen "Die Welt von Gestern":
"Ohne es zu ahnen, hatte Herzl mit seiner Broschüre den unter der Asche der Fremde glühenden Kern des Judentums zum Aufflammen gebracht, den tausendjährigen messianischen Traum der in den heiligen Büchern bekräftigten Verheißung der Rückkehr ins Gelobte Land ...".
Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Dieses schmale Buch ist zur Programmschrift der zionistischen Bewegung geworden. Das für die Geschichte des Staates Israel so entscheidende Programm verfasste der damals 36-jährige Wahl-Wiener Herzl 1896 unter dem Eindruck des wachsenden Antisemitismus in Europa. Die Affäre um den jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus, die Herzl 1894 in Frankreich miterlebte, wurde zum Wendepunkt für den assimilierten Juden Herzl. Dreyfus war in einem von massivem Antisemitismus geprägten Gerichtsverfahren mittels gefälschter Beweise wegen Landesverrats verurteilt worden. Die so genannte Judenfrage wurde für Herzl zu einer politischen Frage, von der er meinte, sie könne nur mit Mitteln der Politik gelöst werden. Wieder in Wien verfasste er die 86-seitige Schrift "Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage".

Theodor Herzl. Er wurde am 2. 5. 1860 in Budapest (Österreich-Ungarn) geboren und war Schriftsteller, Publizist und Journalist. Er studierte in Wien Jus und promovierte 1884 zum Doktor der Rechte, obwohl er eigentlich Schriftsteller werden wollte. Als er ein Angebot als Korrespondent der Wiener "Neuen Freien Presse" in Paris erhielt, ergriff er die Gelegenheit und zog 1891 nach Frankreich, um als Journalist zu arbeiten. In Paris beobachtete er im Rahmen seiner Tätigkeit auch die Affaire Dreyfuß und die damit verbundenen antisemitischen Ausschreitungen. Unter diesem Einfluss begann er das 86-seitige Buch "Der Judenstaat - Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage" zu schreiben. 1896 wurde er in Wien Redakteur des renommierten Feuilletons der "Neuen Freien Presse" und veröffentlichte sein Buch in einer Auflage von nur 3000 Stück. Mit diesem Buch wurde aus dem Journalisten Herzl der bekannteste Zionist und das Buch selbst zum Auftakt des modernen Israel. 1897 initiierte er in Basel gemeinsam mit O. Marmorek und M. Nordau den 1. Zionistischen Weltkongress mit Teilnehmern aus 16 Staaten und wurde zum 1.Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation gewählt. Die Wiener Monatszeitschrift "Die Welt" war das Zentralorgan dieser neuen Bewegung. Herzl verhandelte mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II., dem türkischen Sultan, England und Russland, aber ohne Erfolg.  Theodor Herzl starb erschöpft am 3. 7. 1904 in Edlach (Niederösterreich). Der Leichnam wurde im Jahr 1949 nach Israel überführt und westlich von Jerusalem auf einem nach ihm benannten Berg beigesetzt.


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