Dienstag, 10. Januar 2017

[ #eText ] NS-Euthanasie: Verhöhnung der Opfer - Ehrung der Täter

Der Nationalsozialismus hat zwischen Euthanasie und Eugenik eine mörderische Ideologie entwickelt und als Mörderbande auch realisiert. 

Die Nationalsozialisten verbanden mit der Euthanasie das systematische Vorgehen mit Hilfe verschiedener Aktionen, u.a. „T4 Aktion“, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung und Erkrankung zu verfolgen, zu ermorden und zu vernichten.

Euthanasie. Menschen mit Einschränkungen und Krankheiten wurden während der Zeit des Nationalsozialismus mit Hilfe einer scheinbar wissenschaftlichen Begründung, der sogenannten „Lehre von der Rassenhygiene“ als „entartet und erbgeschädigt“ bezeichnet. Die Nationalsozialisten sahen in ihnen keinen Wert, ein unwürdiges Leben. Es wurde ihnen das Recht auf Leben und auf Lebensverwirklichung abgesprochen. Der Begriff Euthanasie wurde also während der Zeit des Nationalsozialismus beschönigt und missbraucht. Übersetzt in die Sprache der Nationalsozialisten: „Tötung geistig, psychisch, körperlich Behinderter, mitzunehmenden Einfluss der SS auch gesunder unangepasster, ferner: Tötung arbeitsunfähiger KZ-Häftlinge“.

Wen man den  Ausführungen von Ernst Klees folgt, muss allerdings festgestellt werden, dass Ärzte Ähnliches schon vorher gefordert haben. Noch um 1900 war  aber mit dem Begriff ´Euthanasie` noch keine ideologische Bedeutung verknüpft, in Definitionen ist damit die Begleitung sterbender todkranker Menschen undSchmerzlinderung  beschrieben.

Brockhaus Konversations-Lexikon 1902:  Euthanasie (grch.), Todeslinderung, dasjenige Verfahren, durch welches der Arzt den als unvermeidlich erkannten Tod für den Sterbenden möglichst leicht und schmerzlos zu machen sucht, besteht hauptsächlich in zweckmäßiger Lagerung, Fernhaltung aller äußeren Störungen, Linderung der Schmerzen durch anästhetische und narkotische Mittel, Sorge für frische Luft und zeitweiligem Einflößen von milden und labenden Getränken. Bei dem scharfen Gehör, welches Sterbende bis zum letzten Augenblicke zu haben pflegen, ist die größte Vorsicht hinsichtlich aller Äußerungen der Umgebung geboten.“

BIDOK. bidok - behinderung inklusion dokumentation - ist ein Internet-Projekt zum Thema der integrativen/ inklusiven Pädagogik und Disability Studies am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck. In diesem fortschrittlichen Open-Access-Rahmen wird auch diese wertvolle Publikation online und kostenfrei angeboten.

Der Autor. Ernst Klee (* 15. März 1942 in Frankfurt am Main; † 18. Mai 2013 ebenda) war ein deutscher Sozialarbeiter, Investigativjournalist, Filmemacher und Schriftsteller. Nach einer Lehre als Sanitär- und Heizungstechniker holte Klee das Abitur nach und studierte Theologie und Sozialpädagogik. Von 1973 bis 1982 hatte er einen Lehrauftrag für Behindertenpädagogik an der Fachhochschule Frankfurt.

Klee wurde durch zahlreiche Bücher zu Randgruppen (Ausländern, Strafgefangenen, Obdachlosen, Psychiatriepatienten oder Behinderten) bekannt. Seine Aufdeckung von bisher unbekannten Medizinverbrechen, besonders im Zusammenhang mit den Euthanasieverbrechen der Aktion T4 und deren mangelhafter Strafverfolgung, machte ihn noch bekannter. Aus der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus erarbeitete Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich.

 [ #FREIHANDbuch ]
Lohnt sich ein Download? Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis:
  • NS-Behindertenmord: Verhöhnung der Opfer und Ehrung der Täter
  • Die Psychiatrie brauchte die Nazis
  • Psychiatriepatienten als Opfer von Menschenversuchen
  • Morde bis zum Untergang des Dritten Reiches und darüber hinaus
  • Der Autor