Das erste "Wiener Kinderkollektiv" in den Räumen des "Neuen Forums" entstand 1969 mit anfangs sieben Kindern, ein Jahr nach den ersten Kinderläden in Berlin, Frankfurt und anderen deutschen Universitätsstädten.
Diese Kinderladenbewegung war Teil der vielen gemeinsamen Versuche zur Erprobung neuer Lebensformen, zur Veränderung der Individuen (Kinder und Eltern) und der herrschenden Verhältnisse, zur Befreiung aus Zwängen erstarrter Institutionen, zur ansatzweisen Verwirklichung konkreter Utopien.
Wichtiger Ansatz war Neills Summerhill-Schule und die Verarbeitung psychoanalytischer und sozialistischer Erziehungsdiskussionen der zwanziger Jahre (W. Reich, S. Bemfeld, V Schmid). Das ermöglichte es in Wien, sich vom Nachvollzug deutscher Entwicklungen abzusetzen und sich eigenständig der großen Wiener Tradition in diesen Bereichen zu besinnen. In Aktionen und Schriften versuchten Eltern, auf diese Pionierarbeiten und die durch den Faschismus zerstörten fortschrittlichen Traditionen aufmerksam zu machen.
Grundprinzip sind Freiheit und Selbstregulierung: Bedürfnisse frei äußern und regulieren können (Neill 1965). Statt Lern-Leistungs-Anpassungs-Sauberkeits-Tabuerziehung, die Normen und Hemmungen verinnerlicht und autoritäre Charakterstrukturen begünstigt, soll freies Spiel den Kindern ermöglichen, als aktiv Handelnde erlittene Frustrationen abzuarbeiten.Daraus entsteht eine Praxis des respektvollen Beobachtens, des "MachenLassens" im Vertrauen auf die Selbstbestimmung der Kinder.
Was man nun beobachtete, in Protokollen festhielt, an Elternabenden besprach, was die Kinder nun in ihrem Freiraum tatsächlich machten, spiegelte viel mehr von der abgelehnten gesellschaftlichen Realität wider als vom idealistischen Wollen der Eltern.
Aggressiv ausgetragene Konflikte, selbstregulierte Hackordnungen, Egoismus und Angst standen der reichen Kreativität, dem wachsenden sozialen Empfinden, der sich herausbildenden Kooperation, der offen partnerschaftlich-vertrauensvollen Beziehung zu Erwachsenen gegenüber und brachten die Eltern zur Einsicht, daß keine emanzipatorische Kindererziehung möglich ist, wenn die Eltern nicht bereit sind, sich, ihre Lebensumstände und die ihrer Kinder auch im Alltag zu verändern. Diese Veränderung kann nicht durch Schlagworte, politische Konzepte oder pädagogische Ambitionen ersetzt werden. ...
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- Kindergruppenkinder: selbstorganisierte Alternativen zum Kindergarten / Marina Fischer-Kowalski, Roswitha Fitzka-Puchberger, Julius Mende (Hg.) - Wien: Verl. für Gesellschaftskritik, 1991
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- 7.1.18 [Letzte Aktualisierung, online seit 7.1.18]
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Teil 1: Geschichte und Struktur von Kindergruppen
Werner Weber
Geschichte der Wiener Kindergruppen bis 1980 13
Roswitha Fitzka-Puchberger
Entwicklung der Kindergruppen in Österreich seit 1980 18
Teil 2i Kindergruppengeschichten: Erzählungen und Erfahrungen
Johanna Pelikan
Das erste Wiener Kinderkollektiv 25
Christa Pelikan
Nach-Gedanken an das erste Wiener Kinderkollektiv
Kommentar zu Johannas Erinnerungen. 31
Julius Mende
Anal-Malaktion 36
Elisabeth Holzinger
Wie der Hermann mit der Milch den brennenden Fußboden gelöscht hat 39
Franz Ofner
Nur als "Nicht - Erziehung" vorstellbar... 46
Julius Mende
Integriert in ein großes Altemativ-Kultur-Projekt
Eindrücke aus Gesprächen mit Betreuem und Betreuerinnen im WUK 54
Gerhard Hellwig
Betreuer in der Klemme 59
Mariana Potocnik
Betreuerinnenleben im Kinderhaus Hofmühlgasse 61
Doris Wöber und Peter Cebul
Der Arbeitsplatz Kindergruppe 67
Marina Fischer-Kowalski
Vom "Kinderladen" zur "Kindergruppe", oder: Muttererfahrungen
von trotziger Selbstorganisation bis zu kinderfreundlicher Politik 69
Evelin Superger
Von der Kindergruppe "WUK 1" zu den "HelFs Babies" 75
Trixi Eichinger
Kindergruppe - oder wie Frauen, die neben kleinen Kindern auch noch
etwas anderes wollen, das Kinderbetreuungsproblem zu lösen versuchen 79
Teil 3t Theoretisches, Politisches, Begründungen
und empirische Vergleiche
Marina Fischer-Kowalski
Zur Modernisierung von Eltern-Kind-Verhältnissen 87
Irene Schmolz
Antiautoritäre Erziehung und Klassenkampf
Pädagogische Konzepte der Kinderläden 97
Bernhard Rathmayr
"Ich geh' fort, und du bleibst da" - Antipädagogik
und die Bestreitung der Möglichkeit, nicht zu erziehen 102
Roswitha Fitzka-Puchberger
Der "andere Umgang" mit Kindern 122
Irene Schmolz
Kooperation zwischen Kindern
Ein Vergleich von Kindergärten und Kindergruppen 134
Maria Wieger
Erziehungseinstellungen und Erziehungsverhalten
Ein empirischer Vergleich von Kindergruppen und Kindergärten 137
Julius Mende
Was ich von Holzkamp über Erziehung lernte
Versuch einer theoretischen Orientierung im nachhinein 147
Roswitha Fitzka-Puchberger
Kindergruppen als Teil der "neuen sozialen Bewegungen"? 154
Teil 4% Ein Kindergruppen-Ratgeber für Unerschrockene
(verfaßt von Roswitha Fitzka-Puchberger)
Was sind selbstorganisierte Kindergruppen ? 163
Willst du in eine bestehende Kindergruppe einsteigen? 163
Willst du eine neue Kindergruppe gründen? 164
Räumlichkeiten 171
Unkonventionelle Spiele aus Kindergruppen 175
Betreuer/innen 176
Die rechtliche Situation von Kindergruppen -
Genehmigungsverfahren 183
Wie läßt sich eine Kindergruppe finanzieren? 184
Seibstorganisation in der Praxis 193
Anhang
Verzeichnis der Landesverbände selbstorganisierter Kindergruppen 198
Literaturverzeichnis 199
Autorinnenverzeichnis 204
Bildnachweis 204