Freitag, 10. Februar 2017

[Digital] Der Tiroler Aufbruch in die Moderne - Zeitschrift "Der Brenner"


Kulturzeitschrift "Der Brenner" als Retrodigitalisat im Internet.

Die Gesamtausgabe der Tiroler Kulturzeitschrift Der Brenner steht auf der Internet-Site "Austrian Academic Corpus" allen Leserinnen und Lesern frei zur Verfügung und lädt zu einer Reise durch die Tiroler Kulturgeschichte ein und steht kostenlos sowohl als Original-Faksimile wie auch als digitaler Text zur Verfügung. Das gesamte Werk ist außerdem mit einer Volltextsuche versehen. Wichtig ist es zu beachten, dass alle die einen Zugang auf die Internet-Site erhalten wollen, sich kostenlos anmelden können. Den Zugangcode, um sich anzumelden und die Angebote der Internet-Site in Anspruch nehmen, erhält man per e-mail zugesandt. Für alle, die mit der alten gotischen Schrift mehr oder weniger große Schwierigkeiten beim Lesen haben, besteht die Möglichkeit, sich den Text auch in lateinischer Schrift anzeigen zu lassen.

Österreichische Akademie der Wissenschaften. Die digitale Edition der Tiroler Kulturzeitschrift Der Brenner wurde vom AAC-Austrian Academy Corpus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck entwickelt.

Der Brenner. Die Tiroler Kulturzeitschrift. Der Brenner erschien zwischen 1910 - 1954 in insgesamt 104 Ausgaben. Um für den Südtiroler Querdenker Carl Dallago (1869-1949) ein Publikationsmedium zu schaffen, gründete Ludwig von Ficker (1880-1967) 1910 in Innsbruck die Zeitschrift "Der Brenner". Da das Blatt eine literarisch-philosophische Auseinandersetzung eröffnete, die die ideologisch immer engstirniger werdenden "Jungtiroler" hinter sich ließ, wurde die Zeitschrift bald weit über die Grenzen hinaus bedeutend. Neben einheimischen Dichtern wie Anton Santer (1884-1979), Josef Leitgeb (1897-1952) und Friedrich Punt (1898-1969) veröffentlichten im Brenner auch Schriftsteller wie Hermann Broch, Else Lasker-Schüler und Theodor Haecker. Ficker entdeckte Georg Trakl und förderte den Salzburger Dichter bis zu dessen Tod im Jahr 1914. Nicht nur sprengte "Der Brenner" die Grenzen der Provinz in jeder Hinsicht, er dokumentiert auch jenen Aufbruch in die Moderne, der die europäische Kulturgeschichte im beginnenden 20. Jh. bestimmte. 1940 wurde er als "schädliches und unerwünschtes Schrifttum" verboten.

Die im Brenner veröffentlichten Texte umfassen ein breites Spektrum das von Aufsätzen, über Erzählungen, Lyrik bis hin zu religiösen Traktaten reicht. Rudolf Kurtz schrieb 1910, im 4. Heft des Brenner z.B. einen offenen Brief an den Schriftsteller Karl May, dem er seine Bewunderung für seine Abenteuerromane ausdrückt. Der berühmte österreichischer Architekt und Architekturtheoretiker Adolf Loos veröffentlichte 1913 seine "Regeln für den, der in den Bergen baut"(Heft 1, 1913, Seite 40). Im Brenner wurden aber auch internationale Texte veröffentlicht, wie ein Aufsatz August Strindbergs Ueber die Materie als lebendes Wesen (Heft 2, 1913, Seite 82), das Gedicht Die Nacht des indischen Literatur-Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore, die Schrift Selbstmord und Unsterblichkeit (Heft 12, 1914, Seite 543) sowie zwei Briefe aus der Haft ( Heft 17, 1914, Seite 763) von F. M. Dostojewski, Gedichte von Else Lasker-Schüler (Heft 17, 1914, S. 796) oder das Gedicht Vers von Rainer Maria Rilke (Jahrbuch 1915, Seite 60).

Nach den Erfahrungen des 1. Weltkriegs werden in der Zeitschrift Der Brenner vermehrt Aufsätze veröffentlicht, die sich mit dem Verhältnis von Christentum und Kirche in der Gesellschaft auseinander setzen. In der 1. Ausgabe des Brenners nach der Erscheinungspause nach dem 1. Weltkrieg erscheinen die Artikel Weltkrieg und Zivilisation von Carl Dallago (Heft 1, 1919, Seite 7) und Wahre und falsche Propheten von Kanso Utschimura (Heft 1, 1919, Seite 65), wo sich die Autoren mit dem 1. Weltkrieg auseinandersetzen.

Daneben werden aber auch Texte wie das 18. Kapitel der Offenbarung des Johannes in der Übersetzung von Martin Luther veröffentlicht (Heft 5, 1920, Seite 321) oder Vergils 4. Ecloge in der die Ankunft eines Erlöserkindes prophezeit wird (Heft 6, 1920, Seite 401).

Mitte der 20-iger Jahre des 20. Jahrhunderts beginnt sich die Zeitschrift zunehmend mit theologischen Fragen der Gegenwart auseinander zu setzen. Aus einer Plattform für die literarische Erneuerung war hatte sich eine Plattform zur christlichen Erneuerung des Glaubens entwickelt. Die wichtigsten Autoren dieser Zeit waren Ferdinand Ebner, Theodor Haecker und John Henry Kardinal Newman.

Weihnachten 1933 nimmt der Autor Ignaz Zangerle in seinem Aufsatz "Zur Situation der Kirche zu den veränderten politischen Verhältnisse in Deutschland und Österreich in den letzten Monaten" Stellung und analysiert die Auswirkungen die Veränderungen auf die katholische Kirche (Heft Weihnachten 1933, Seite 42). Nach dem 2. Weltkrieg erschienen 1946, 1948 und zuletzt 1954 die drei letzten Ausgaben der Zeitschrift.

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