Montag, 31. Mai 2021

[ #eText ] Theodor Wiesengrund Adorno: Minima Moralia - deutsch + englisch


[Free-eBook] Im amerikanischen Exil und unter dem Schock von Holocaust und Weltkrieg, ja Auschwitz notierte der Sozialforscher Theodor Wiesengrund Adorno, was aus den Menschen geworden war. 1951 erschienen erstmals die "Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben".


"Es gibt kein richtiges Leben im falschen."   Das ist ein Schlüsselsatz aus der Minima Moralia der häufig genug für jedweden Politkitsch zitiert wird und losgelöst wie Mao- und Bibelzitate für alles herhalten darf. Zwischen 1944 und 1947 - nach der gemeinsam mit Max Horkheimer verfassten Dialektik der Aufklärung - im kalifornischen Exil entstanden, ist diese Sammlung von 153 "Reflexionen aus dem beschädigten Leben" bis heute Adornos populärstes Buch geblieben. Mit einer Auflage von gut 100 000 Exemplaren führt es wie kein anderes die theoretische Befähigung und die künstlerische Begabung dieses Philosophen vor.

 Adornos Schriften aus den vierziger Jahren sind unter dem Schock des faschistischen Terrors geschrieben, vor dem er sich im amerikanischen Exil sicher wusste und den er doch in vielen Zügen der modernen Lebenswelt angelegt sah. Dies weitet sich bei ihm zu der Diagnose einer global organisierten Unmündigkeit aus. "Minima Moralia" enthält Reflexionen über die unzähligen Facetten des Alltagsfaschismus, der mit dem Untergang der faschistischen Diktatur nicht einfach auch untergeht. Nach Auschwitz ist es eben nicht mehr möglich, harmlos zu sein, harmlos zu denken, harmlos zu leben - das ist Voraussetzung von Adornos Denken. Aber "Auschwitz" ist nur ein konsequenter Prozess, denn Adornos Grundüberzeugung in der "Minima Moralia" ist: Der Faschismus musste nicht Macht über die Menschen gewinnen, weil er längst Habitus, alltägliches Denken und Handeln breiter Bevölkerungsschichten geworden war. "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" heißt in diesem Zusammenhang: Wer es sich in unerträglichen Zuständen gemütlich machen will, der befördert die unerträglichen Zustände und bestreitet ihre Unerträglichkeit. Er deklamiert - bei allem Pessimismus - keineswegs Hoffnungslosigkeit, Zwangsläufigkeit und Fatalismus sondern Utopie vom richtigen Leben.
       
Theodor W(iesengrund) Adorno. (1903 - 1969. Adorno = Nachname der Mutter, Wiesengrund = Nachname des Vaters). Deutscher Philosoph, Soziologe und Musik-Kritiker und -Theoretiker. Sohn eines zum  Protestantismus übergetretenen jüdischen Weingroßhändlers und einer korsischen Künstlerin. Neben Max Horkheimer bekanntester Vertreter der "Frankfurter Schule". Während der Nazizeit nach England [1] und USA emigriert. In den 50er und 60er Jahren Professor in Frankfurt.

Hauptanliegen Adornos ist die "Rettung des Individuums" in der verwalteten und vermarkteten Welt. Die "Verwaltete Welt" würde jeden individuellen Spiel- und Freiraum beseitigen. Adorno wendet sich gegen die "Instrumentelle Vernunft", gegen blinden Fortschrittsglauben.


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