Donnerstag, 6. April 2017

[ #FreeBook ] CO2 als Maß aller Dinge

Die unheimliche Macht von Zahlen in der globalen Umweltpolitik.

Der Klimawandel ist real, von globaler Reichweite und Bedeutung. Doch diese Bedrohung wird seltsamerweise fast ausschließlich als ein Problem zu hoher CO2-Emissionen wahrgenommen. Diese Publikation macht deutlich, dass die Art und Weise, wie wir ein Problem beschreiben, weitgehend festlegt, welche Schritte und Maßnahmen wir zur Lösung dieses Problems in Erwägung ziehen.

"Quantifizierung erleuchtet, doch zugleich verblendet sie. Wie das Fernlicht beim Auto: Im Lichtkegel sieht man die Straße gestochen scharf, daneben aber tritt die schwarze Nacht umso stärker hervor. Die Welt in Kohlenstoffeinheiten zu sehen, hat einen ähnlichen Scheinwerfereffekt. Wenn man dazu übergeht, alle Nationen und die Wirtschaftstätigkeiten in Kohlenstoffeinheiten zu berechnen und zu vergleichen, wird man blind für andere Erfordernisse in Ökologie und Gesellschaft. Geblendet von Zahlen, sieht man nicht die Vielfalt der Natur, der Kultur und der Lebensstile. Das gleicht einem erkenntnistheoretischen Mord – einem «Epistemizid». Mehr noch: Wenn die Kohlenstoffeinheiten zu Paketen verpackt und auf sogenannten Kohlenstoff-Märkten verkauft werden, kommen Normen wie Respekt vor der Natur, soziale Kooperation und individuelles Ehrgefühl unter die Räder."

Am Beispiel des metrischen Denkens in der Klimapolitik lässt sich erkennen, wie zwar sehr viel neues Wissen hervorgebracht wird, gleichzeitig aber auch etliches verloren geht. Die Autor/innen der Heinrich-Böll-Stiftung berichtigen dafür die berühmte Formel, wonach man nur managen kann, was in Zahlen aufbereitet ist.

[ #FREIHANDbuch ]


Vorwort von Wolfgang Sachs 7
Einleitung 10
1 Kalorien und Temperatur 15
2 Wie und warum wir CO2 berechnen 19
3 Wie und warum wir das Wirtschaftswachstum berechnen 27
4 Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit 37
5 Dekarbonisierung? 50
6 Metrische Denkart, Kapitalismus und Epistemizid 58
Schlussbemerkungen 64