Das Buch ist Ergebnis einer über 35jährigen Forschungstätigkeit des Autors auf diesem Gebiet. Ausgehend von den Erkenntnissen, die er 1975 in seiner Dissertation dargelegt hat, ist es dem Verfasser gelungen, die Entwicklung der Baukunst durch Auswertung laufender bauhistorischer Forschungen, Einzeluntersuchungen und neu ausgewerteter historischer Quellen in ein völlig neues Gesamtbild zu bringen. Eine Reihe wichtiger Erkenntnisse wurden im Rahmen von FWF-Projekten unter der Leitung des Autors erarbeitet (Rekonstruktion der Capella Speciosa, Forschungen zur Wiener Hofburg).
Die Ergebnisse korrespondieren überzeugend mit den Forschungen in den österreichischen Nachbarländern (Tschechien, Ungarn, Slowenien, Deutschland), indem sie die aktuellen überregionalen Kulturbeziehungen im Mittelalter bestätigen, die in früheren Theorien von einem stilgeschichtlichen Entwicklungsrückstand in Österreich negiert worden waren. Eine wichtige Erkenntnis der Forschungen des Verfassers ist, dass sich die Gleichzeitigkeit avancierter und rückständiger Stilformen nachweisen lässt, wobei die jeweilige Stilwahl von der Auftraggeberschaft abhängig war.
Eingeleitet wird das Buch mit einem Überblick über die Entwicklung der Forschungslage, daran schließen drei Kapitel an, die die Voraussetzungen im 12. Jahrhundert behandeln, wobei der Überblick sowohl geographisch differenziert wird (Alpenländer, Donauraum) als auch hinsichtlich der Auftraggeber (Landesfürsten, Bischöfe von Salzburg und Passau). Dabei werden wichtige Leitlinien aufgezeigt, die die weitere Entwicklung nachhaltig bestimmten (Zisterzienserarchitektur in Heiligenkreuz und Zwettl, Passauer Bautätigkeit in Göttweig, Kremsmünster, Wien, St.Pölten und Tulln, Salzburger Bautätigkeit am Dom Konrads III. in Salzburg, in Gurk, Seckau, Hartberg). Im folgenden ersten Hauptabschnitt wird für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in den Donauländern und der Steiermark die Rolle der Landesfürsten (Leopold VI. und Friedrich II. von Babenberg) als Stifter bedeutender Sakralbauten hervorgehoben. Mit diesen Werken gelangten hochaktuelle Errungenschaften der französischen Gotik nach Österreich (Capella Speciosa in Klosterneuburg, Klosteranlagen Lilienfeld, Heiligenkreuz). Der kirchenpolitische Machtkampf der Babenberger gegen das Bistum Passau um die Errichtung eines eigenen Landesbistums in Österreich führte zu einem baulichen Wettstreit, wobei die Passauer Bischöfe ihre Eigenkirchen in Österreich durch aufwändige Umbauten aktualisierten (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger).
Im Schatten dieser stilgeschichtlich avancierten Baukunst bestand daneben noch eine nicht geringe Bautätigkeit, die von Adeligen und landesfürstlichen Ministerialen getragen wurde und in deren Klosterstiftungen und Patronatskirchen Ausdruck fand. Diese Werke wurden allerdings von lokalen Baugruppen errichtet, die noch länger an den traditionellen spätromanischen Stilformen festhielten (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell).
Am Ende der Babenbergerherrschaft kommt es zu einer politischen Intervention Kaiser Friedrichs II. in Österreich, auf die nach neuesten Forschungen sowohl die Initiative zum Umbau der Wiener Stephanskirche mit dem "normannischen" Riesentor als auch der Bau der Wiener Hofburg nach dem Vorbild einer staufisch-sizilianischen Kastellburg zurückgehen. Trotz der politischen Unruhen kommt es vor der Jahrhundertmitte zu bemerkenswerten Architekturschöpfungen (Umbau der Burg Starhemberg, Grenzbefestigungen, Wienertor in Hainburg, Virgilkapelle in Wien, Karner in Tulln), in denen sich unterschiedlichste stilistische und architekturikonologische Motive ("normannische" Bauplastik, Jerusalem-Bezüge) ausdrücken.
In der zweiten Jahrhunderthälfte erfolgt unter dem seit 1251 in Österreich regierenden Přemyslidenfürsten Ottokar II. zu einer Neuorientierung sowohl in der Politik wie in der Baukunst nach Vorbildern Böhmens, die sich in Bauten im Raum von Krems (Dominikanerkirche Krems, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkloster Imbach, Gozzoburg Krems), in Marchegg und Leoben erkennen lassen. Ottokar tritt als Städtegründer auf, setzt aber gleichzeitig aus Gründen seiner Machtpolitik die Traditionen aus der Babenbergerzeit fort, was sich in der Vollendung der Klosterbauten in Lilienfeld und Heiligenkreuz ausdrückt.
Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass die Entwurfsphase bedeutender Sakralbauten, dis bisher in die Regierungszeit der ersten Habsburger datiert wurden, bereits in die Herrschaftsperiode Ottokars fällt (Hallenchor Heiligenkreuz, Leechkirche Graz, Umbauten an der Liebfrauenkirche Wiener Neustadt). Auch nach dem Machtwechsel unter Rudolf I. von Habsburg werden die von Ottokar geprägten Leitlinien, wie die Förderung der Bettelordensarchitektur (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), die Kontinuität der Traditionen aus der Babenbergerzeit (Brunnenhaus Heiligenkreuz, Kreuzgang Klosterneuburg) aber auch die Aufnahme neuer Raumkonzepte (Hallenkirchen in Tulln und Imbach) ungebrochen fortgesetzt, daneben kommen vereinzelt auch ganz ungewöhnliche Gestaltungslösungen zur Ausführung (Klosterkirche Stams).
Das reich bebilderte Buch enthält neben Photos zahlreiche Planzeichnungen, zeichnerische und computergraphische Rekonstruktionen des Verfassers.
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- Schwarz, Mario: Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich. Böhlau, Wien 2013. 498 Seiten, PDF.
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- 23.7.16 [Letzte Aktualisierung, online seit 6.6.14]
Vorwort 7
Zur Forschungslage 11
Die Voraussetzungen im 12. Jahrhundert 27
Die Bautätigkeit unter den Markgrafen und Herzogen von Österreich 27
Klosterneuburg , Oberranna , Gars , Heiligenkreuz , Thernberg , Scheiblingkirchen , Zwettl , Kleinmariazell , Wien – Schottenstift
Die Bautätigkeit des Bistums Passau in Österreich 46
Göttweig , Kremsmünster , Wien – St. Stephan , St. Pölten , Tulln
Die Bautätigkeit im Gebiet des Erzbistums Salzburg in den Alpenländern 60
Gurk , Millstatt , St. Paul im Lavanttal , Viktring , Salzburg – Pfarrkirche Unserer Lieben Frau ( Franziskanerkirche ) , Salzburg – Dom Konrads III.
Die Entwicklung in der Steiermark 74
Seckau , St. Lambrecht , Hartberg , Seitz / Ziče , Špitalič , Gairach / Jurklošter , Graz – Kunigundenkapelle
Die Bautätigkeit Herzog Leopolds VI. 85
Lilienfeld , Klosterneuburg – Pfalz und Capella Speciosa , Zwettl , Wien – St. Michael , Wiener Neustadt , Hainburg , Laa an der Thaya
Die Bautätigkeit des Bistums Passau in Österreich im 13. Jahrhundert 162
Wels , Schöngrabern , St. Pölten , Kremsmünster , Ardagger , Pulkau –
Karner
Die Klosterbauten der Ministerialen 189
Baumgartenberg , Wilhering , Schlägl
Die Pfarr- und Filialkirchen der Ministerialen 200
Bad Deutsch Altenburg , Wildungsmauer , Petronell , Himberg
Kaiser Friedrich II. in Wien 209
Wien – St. Stephan , Riesentor und normannischer Dekorationsstil
Wiener Hofburg – eine spätstaufische Kastellburg 228
Die Bautätigkeit unter Herzog Friedrich II. dem Streitbaren 239
Starhemberg als Residenzburg Herzog Friedrichs II. des Streitbaren 266
Die Grenzbefestigungen 272
Hainburg – Wiener Tor, Bruck an der Leitha, Ebreichsdorf , Pottendorf, Ebenfurth, Wiener Neustadt
Das Wiener Bistumsprojekt und Jerusalem-Bezüge 281
Die Bautätigkeit unter Ottokar II. Přemysl 303
Das Erbe der Babenberger 303
Lilienfeld , Heiligenkreuz , Zwettl , Kleinmariazell , Wiener Neustadt
Der Städtebau unter Ottokar II. Přemysl 314
Leoben , Bruck an der Mur , Marchegg , Krems
Die Bettelordensbaukunst unter Ottokar II. Přemysl 325
Dominikanerkloster Krems , Minoritenkloster Stein , Dominikanerinnenkloster Imbach , Dominikanerkloster Leoben , Minoritenkloster Bruck an der Mur , Minoritenkloster Pettau / Ptuj , Minoritenkloster Wien , Dominikanerkloster Friesach
Die Bautätigkeit des Bistums Passau zur Regierungszeit Ottokars II. Přemysl 337
Wien – St.Stephan , Kremsmünster
Spätottokarisch oder frühhabsburgisch ? 348
Heiligenkreuz , Graz – Leechkirche , Wiener Neustadt
Die Bautätigkeit unter Rudolf I. und Albrecht I. von Habsburg 365
Zisterzienserkloster Stams , Dominikanerinnenkloster Tulln , Marchegg , Heiligenkreuz Klosterneuburg , Zisterzienserinnenkloster St. Bernhard , Dominikanerkirche Retz , Minoritenkirche Wels , Dominikanerinnenkirche Imbach , Clarissinnenkirche Dürnstein , Dominikanerkirche Krems , Dominikanerkirche Wiener Neustadt , Walpurgiskapelle St. Michael , Michaelskapelle Göss , Liechtensteinerkapelle Seckau , Murau
Die Jahrhundertwende. Rückblick und Ausblick 387
Endnoten 393
Literaturverzeichnis 441
Abbildungsnachweis 481
Register 483