Namen als Symbole. Im Mittelpunkt stehen einerseits die ethnisch-nationalen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Tschechen, Slowaken, Serben, Kroaten und Slowenen sowie zwischen Magyaren und Slowaken, Serben und Kroaten, andererseits die staatlich-nationalen Auseinandersetzungen des Deutschen Reiches und Österreichs mit der Tschechoslowakei und Jugoslawien. Obwohl in der 150-jährigen historischen Entwicklung Ostmittel- und Südosteuropas seit 1848 eine Reihe von Kaisern, Königen, Präsidenten, Kanzlern, Ministerpräsidenten, Ministern, Großunternehmern, Generaldirektoren, Botschaftern, Generälen, Gauleitern und Höheren SS- und Polizeiführern als Akteure auftraten, sind es drei Personen, die auch in der historischen Erinnerung am Beginn des 21. Jahrhunderts noch immer präsent sind: der deutsche „Führer“ und Reichskanzler Adolf Hitler (1889–1945), der tschechoslowakische Außenminister und Präsident Edvard Beneš (1884–1948) und der jugoslawische Partisanenführer und Präsident Josip Broz Tito (1892–1980).
Konfliktgmeinschaften. Die auf breiter internationaler Quellen- und Literaturbasis erarbeitete über 2000 Seiten umfassende Monographie erörtert die Entwicklung der politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und militärischen Konfliktgemeinschaften in den böhmischen und südslawischen Ländern Österreich-Ungarns, die epochalen Erschütterungen des Ersten Weltkrieges und den Bruch der Tschechen, Slowaken und Südslawen mit der Habsburgermonarchie, die schwierige Bildung der Nachfolgestaaten, die Innen- und Außenpolitik der Tschechoslowakei und Jugoslawiens, die Zerschlagung der Friedensordnung von Versailles/Saint-Germain/Trianon durch Hitler, die NS-Eroberungs- und Besatzungspolitik in Böhmen, Mähren, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Slowenien, den Völkermord an den Juden im Protektorat, in der Slowakei, im Ustaša-Staat und in Serbien, die Vergeltung an den und die Vertreibung der Sudeten- und Karpatendeutschen sowie der Deutschen in Slowenien, Kroatien und der Vojvodina, schließlich die Erinnerung und Historisierung der mehr als 100-jährigen Konfliktgeschichte östlich und westlich des Eisernen Vorhangs und in den post-kommunistischen Nationalstaaten am Ende des 20. Jahrhunderts in Ostmittel- und Südosteuropa.
Szialpsychologische Fragen. In dem umfassenden Werk werden darüber hinaus allgemeine, in der Geschichte der Menschheit immer wieder neu zu beantwortende sozialpsychologische Fragen anhand von konkretenBeispielen zu beantworten versucht:
a) Unter welchen Bedingungen schlagen jahrhundertelange oder zumindest jahrzehntelange
friedliche nachbarschaftliche Beziehungen in gegenseitige feindliche Haltungen um, die bis zu Vertreibung und Vernichtung führen können?
b) Welche Interessen und Haltungen führen zur Gewaltanwendung? Welche institutionellen
Strukturen begünstigen Gewalt? Welche Rolle spielt die initiative from below?
c) Weshalb ordnen politische, militärische und wirtschaftliche Eliten Gewaltaktionen an, die Eroberung, Unterwerfung und Ausbeutung fremder Gebiete und Völker beinhalten? Weshalb geben sie verbrecherische Befehle, die zu flächendeckender Zerstörung von Städten und Landschaften sowie zu massenhafter Vernichtung der Bewohner führen?
d) Weshalb misshandeln und töten Soldaten und Polizisten unter Missachtung jedes Kriegsrechts unbewaffnete Gefangene und Zivilisten, im Besonderen auch Kinder,
Frauen und alte Leute? Welche Gewaltmethoden werden angewendet? Gibt es hiefür Begründungen jenseits des oft vorgeschobenen „Befehlsnotstandes“?
e) Welche Rolle spielen öffentliche Beteiligung, Zustimmung oder Ablehnung? Gibt es gegnerische und widerständige Haltungen von sozialen und kulturellen Eliten auf der Seite des Aggressors?
f) Unter welchen Bedingungen sind unterworfene und ausgebeutete Völker bereit, von passiven Resistenzhaltungen zu aktiven Widerstandshandlungen überzugehen?
g) Was veranlasst Stadt- und Landbewohner, ihre Nachbarn eigenhändig aus ihren Wohnungen und Häusern zu treiben und sie von ihren Höfen zu verjagen?
h) Was veranlasst bisher unbescholtene Bürger, auf Immobilien und bewegliche Güter des Nachbarn gewaltsam zuzugreifen und sich diese ohne Entschädigung anzueignen?
Der Autor. Arnold SUPPAN ist Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien und ehem. Vizepräsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
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- Open access: Arnold SUPPAN: Hitler – Beneš – Tito: Konflikt, Krieg und Völkermord in Ostmittel- und Südosteuropa - ISBN 978-3-7001-7309-0 Print Edition, 3 Bände mit insg. 2060 Seiten, 140 Abb., 13 Karten, Hardcover, 24x17cm € 148,00 - ISBN 978-3-7001-7560-5 Online Edition Open access - 2013.
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- Beachte dort auch weitere Informationen zum Thema unter "Nachschlagen A-Z".
- 28.7.21 [Letzte Aktualisierung, online seit 1.1.16]
TEIL 1
Einführung in die Reihe „Internationale Geschichte/
International History“ XI
Introduction to the Series „Internationale Geschichte/
International History“ XIII
Vorwort 1
1. Einleitung 5
Kontroverse Fragestellungen und gegensätzliche Perspektiven 10
Adolf Hitler 51
Edvard Beneš 104
Josip Broz Tito 124
2. Deutsch-österreichisch-ungarisch-tschechisch-
slowakische Konfliktgemeinschaft 1848-1918 141
Tschechen und Deutsche in den böhmischen Ländern 143
Slowaken und Magyaren in Oberungarn 180
Deutsche, Tschechen und Slowaken im Ersten Weltkrieg 187
3. Deutsch-österreichisch-ungarisch-serbisch-kroatisch-
slowenische Konfliktgemeinschaft 1848-1918 217
Südslawen und Deutsche in der Habsburgermonarchie 219
Die Habsburgermonarchie und Serbien 267
Österreich-Ungarn und Serbien im Ersten Weltkrieg 283
Die k.u.k. Militärgeneralgouvernements in Belgrad und Cetinje 296
Auf dem Weg zur südslawischen Einigung 311
4. Tschechoslowakisch-deutsch-österreichische
Konfliktgeschichte 1918-1939 331
Tschechoslowakischer Nationalstaat mit oder ohne sudetendeutsche
Minderheit? 332
Die nationale, konfessionelle, soziale und wirtschaftliche Struktur der
Tschechoslowakei 1921-1930 366
Die Sudeten- und Karpatendeutschen zwischen „Negativismus“ und
„Aktivismus“ 387
VI
Die Tschechoslowakei zwischen Deutschland und Österreich 1920-1930 420
Vom Zollunions- zum Tardieu-Plan 437
Die Tschechoslowakei zwischen NS-Deutschland, Sudetendeutscher
Partei und dem „Anschluss“ Österreichs 458
Das Münchener Abkommen 1938 490
Hitlers Marsch nach Prag 1939 523
5. Jugoslawisch-deutsch-österreichische Konfliktgeschichte
1918-1941 537
Die Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen
und der Kampf um viele neue Grenzen 538
Die nationale, konfessionelle, soziale und wirtschaftliche Struktur
Jugoslawiens 1921-1931 561
Das Königreich Jugoslawien zwischen Zentralismus, Föderalismus und
Terrorismus 584
Die „Donauschwaben“ zwischen Belgrad, Wien und Berlin 1918-1939 613
Deutsche Untersteirer, Laibacher und Gottscheer im jugoslawischen
Slowenien 1918-1939 654
Milan Stojadinović 1938: „Wir konnten gegen den Anschluss wegen des
Prinzips der Nationalität keinen Widerspruch erheben...“ 680
Josip Broz Tito 1940: „Wir sind weder Defaitisten noch Pazifisten“ 704
Dragiša Cvetković 1941: „Entweder Krieg oder Pakt“ 707
6. Besatzungspolitik und Kriegsrecht in Europa 729
Besatzungspolitik, Widerstand und Kollaboration 730
Kriegsrecht – Kriegsverbrechen – Völkermord 745
TEIL 2
7. Nationalsozialistische Herrschaft in der
Tschechoslowakei 1939-1945 775
Die Tschechen im „Protektorat Böhmen und Mähren“ 778
Eingliederung in die deutsche Kriegswirtschaft 796
Widerstand und Unterdrückung 1939-1941 804
Das Terrorregime Reinhard Heydrichs 1941/42 813
Der Tyrannenmord und die Rache der SS 824
Die Diktatur des Karl Hermann Frank 1942-1945 833
Partisanen im „Protektorat“ 849
Die tschechische Opferbilanz 1938-1945 853
Die Vernichtung der Juden im „Protektorat“ und im „Sudetenland“ 855
Die Sudetendeutschen im „Sudetenland“ und im „Protektorat“ 867
Deutsche (Karls-)Universität und Deutsche Technische Hochschulen 874
Widerstand und Kriegsende im „Sudetenland“ 876
Deutsch-slowakische Beziehungen 1938-1943 880
Die Deportation der Juden aus dem Slowakischen Staat 899
Slowakischer Nationalaufstand und Kriegsende in der Slowakei 1944/45 910
Die gesamte Opferbilanz in der Tschechoslowakei 1938-1947 921
8. Nationalsozialistische Herrschaft in Jugoslawien
1941-1945 925
Der Aprilkrieg 1941 und die Zerstückelung Jugoslawiens 927
Serbien unter deutscher Militärverwaltung 1941 940
Der Partisanenkrieg in Serbien 1941 951
Die Massenerschießungen in Kraljevo und Kragujevac 977
Die deutsche Besatzungspolitik in Serbien 1942-1944 und die
Regierung Nedić 988
Die Vernichtung der Juden in Serbien und in der Vojvodina 1016
Die deutsche Volksgruppe im westlichen Banat 1941-1944 1024
Die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgsdivision „Prinz Eugen“ 1942-1945 1034
Die ungarische Herrschaft in der Bácska und Baranya 1941-1944 1050
Der Partisanenkrieg in der Vojvodina 1059
Das Deutsche Reich und der „Unabhängige Staat Kroatien“ 1941-1945 1064
Die deutsche Volksgruppe in Kroatien 1941-1945 1087
Die Vernichtung der Juden im Ustaša-Staat 1096
Der totale Krieg in Kroatien und Bosnien-Herzegowina 1941-1945 1103
Die Slowenen unter deutscher Besatzung und Zivilverwaltung 1941 1145
Die Zwangsaussiedlung von Slowenen aus der Untersteiermark und
Oberkrain 1941 1155
Die Umsiedlung der Gottscheer in die Untersteiermark 1941 1159
Die Slowenen unter italienischer Herrschaft 1166
Die Slowenen unter ungarischer Herrschaft 1941-1945 1175
Der „totale Krieg“ im deutsch besetzten Slowenien 1942-1944 1176
Der Eid der Domobranci 1188
Der „Bruderkrieg“ in Slowenien 1941-1945 1193
Das Ende der deutschen Herrschaft in Slowenien 1204
Die gesamte Opferbilanz in Jugoslawien 1941-1948 1206
9. Rache, Vergeltung, Strafe 1213
In der Tschechoslowakei 1225
Edvard Beneš als Exil-Präsident 1225
Die Annullierung von München 1229
Rache für Lidice 1942 1233
Gibt es noch eine Gemeinschaft der böhmischen Menschen? 1235
Die politische und propagandistische Vorbereitung der Vergeltung 1237
Der Prager Aufstand im Mai 1945 1243
Racheakte und Massenausschreitungen in Böhmen und Mähren 1249
Internierungs-, Arbeits- und Straflager 1260
Deutsche Kriegsgefangene in der Tschechoslowakei 1266
Prozesse und Strafen nach dem Krieg 1267
In Jugoslawien 1275
Tito, Stalin und die Befreiung Jugoslawiens 1944/45 1275
Kriegsgefangene in Jugoslawien 1291
Vergeltung in der Vojvodina im Herbst 1944 1295
Deportationen von Donauschwaben in die Sowjetunion 1304
Die kommunistische Militärverwaltung in der Vojvodina 1944/45 1307
Konzentrationslager für Donauschwaben in der Vojvodina und in
Slawonien 1944-1948 1317
Die „Todeslager“ Gakowa/Gakovo, Jarek/Bački Jarak, Kruschiwl/
Kruševlje, Rudolfsgnad/Knićanin und Molidorf/Molin 1945-1947 1326
Die Verfolgung der Deutschen in Slowenien 1945 1335
Massaker in den Foibe des Küstenlandes 1341
Die jugoslawische Besetzung Südost-Kärntens im Mai 1945 1347
Prozesse gegen fremde und einheimische Kriegsverbrecher 1355
10. Vertreibung, Zwangsaussiedlung,
„ethnische Säuberung“ 1363
Adolf Hitler 1939: „eine neue Ordnung der ethnographischen
Verhältnisse“ 1370
Winston S. Churchill 1944: „A clean sweep will be made“ 1374
„Ethnische Säuberung“ im Osten – „Politische Säuberung“ im Westen 1383
Vertreibung und Zwangsaussiedlung der Deutschen aus der
Tschechoslowakei 1389
Tschechische Aussiedlungspläne während des Zweiten Weltkrieges 1389
„Wilde“ Vertreibungen aus den böhmischen Ländern 1415
Das Potsdamer Protokoll 1945 1426
Die Zwangsaussiedlung der Sudetendeutschen 1431
Evakuierung, Flucht und Zwangsaussiedlung der Karpatendeutschen 1438
Nationalpolitisches Resümee: Ethnische Säuberung 1440
Zwangsumsiedlung nach der Zwangsaussiedlung 1443
Die Opferbilanz der Sudeten- und Karpatendeutschen 1446
Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung der Deutschen aus
Jugoslawien 1451
Aussiedlungspläne während des Zweiten Weltkrieges 1453
Evakuierung, Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung der
Deutschen aus der Vojvodina und Slawonien 1455
Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung der Deutschen aus
Slowenien 1468
Flucht und Zwangsaussiedlung der Italiener aus dem Küstenland 1471
Konsequenzen für die Vojvodina, Slawonien, Slowenien und das
Küstenland 1472
Die Opferbilanz der Jugoslawien-Deutschen 1475
11. Kollektivschuld, Enteignung, Entrechtung 1481
Die Dekrete des Präsidenten der Republik („Beneš-Dekrete“) 1485
Die Umsetzung der „Beneš-Dekrete“ in Tschechien 1502
Die Umsetzung der „Beneš-Dekrete“ in der Slowakei 1510
Die „AVNOJ-Beschlüsse“ 1513
Der AVNOJ-Beschluss vom 21. November 1944 1514
Wahlrecht und Staatsbürgerschaft 1522
Die Umsetzung der „AVNOJ-Beschlüsse“ in der Vojvodina 1528
Die Umsetzung der „AVNOJ-Beschlüsse“ in Kroatien 1530
Die Umsetzung der „AVNOJ-Beschlüsse“ in Slowenien 1532
12. Erinnerung und Historisierung 1535
In der Tschechoslowakei, Deutschland und Österreich 1545
Charta und Lastenausgleich in der Bundesrepublik Deutschland 1545
„Sudetendeutsche“ und „Österreicher“ 1551
Der deutsch-tschechoslowakische Vertrag 1973 und der
österreichisch-tschechoslowakische Vermögensvertrag 1974 1569
Die „samtene Revolution“ 1989 und die neue Geschichtspolitik 1572
Enteignung, Entschädigung und Restitution 1578
Die deutsch-tschechische Versöhnungserklärung 1997 1590
Václav Havel 1993: „Wir hätten so dastehen können wie
Österreich.“ 1592
Die „Beneš-Dekrete“ vor dem Europäischen Parlament und der
Europäischen Kommission 1599
„Edvard Beneš hat sich um den Staat verdient gemacht“ 1604
„Töten auf Tschechisch“ 1612
Slowakische Erinnerung zwischen Nationalaufstand und
Nationalstaat 1616
In Jugoslawien, Österreich, Deutschland und Italien 1621
Das jugoslawische Memorandum 1947 1625
Minderheiten in Österreich und Jugoslawien 1631
Die jugoslawische Haltungsänderung gegenüber Österreich 1634
Der Besuch Außenminister Grubers bei Tito im Juni 1952 1638
Der Kampf um den österreichischen Staatsvertrag 1644
Die Volksdeutschen aus Jugoslawien in Österreich 1657
Staatsbürgerschaft und Vermögensschäden: die Bundesrepublik
Deutschland und Jugoslawien 1660
„Gegenerinnerungen“ und alte Stereotypen in Serbien und in der
Vojvodina 1668
„Die Toten im kroatischen Maisfeld geben keine Ruhe“ 1677
Alte und neue Erinnerungspolitik in Slowenien: „Auch aus den ver-
minten Bunkern drängt die Wahrheit unaufhaltsam an den Tag...“ 1680
Erinnerungspolitik in Italien: „Foibe“ und „Exodus“ 1691
Auf dem Weg zu einer europäischen Erinnerungskultur 1699
Erinnerung nach 30, 40, 50 und 60 Jahren 1699
Nach 70 Jahren… 1715
13. Zusammenfassung: Ein Jahrhundert der Konfrontation
in Ostmittel- und Südosteuropa 1723
TEIL 3
14. Abkürzungsverzeichnis 1767
15. Quellen- und Literaturverzeichnis 1777
Quellen 1778
1. Archivalische Quellen 1778
2. Gedruckte Quellen 1780
Darstellungen 1795
16. Verzeichnis der Tabellen und Karten 1867
17. Verzeichnis der Abbildungen 1871
18. Personenregister 1881
19. Ortsregister 1957
20. Abbildungen und Karten 1977