Samstag, 1. Juli 2023

[ #eLexika ] Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich

[Retrodigitalisat] Das von Constantin von Wurzbach in den Jahren 1856 bis 1891 zusammengestellte Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich enthält in sechzig Bänden biographische Informationen zu 24.254 Personen, die mit der Geschichte der Habsburgermonarchie in Zusammenhang stehen und ist digitalisiert im Web.

Constantin Wurzbach. Lexikograf und Schriftsteller. Seit 1854: Constantin Wurzbach Edler von Tannenberg; seit 1874: Constantin Wurzbach Ritter von Tannenberg; (geb. Laibach, Krain, heute Ljubljana, Slowenien, am 11. April 1818; gest. Berchtesgaden, Bayern, am 17. August 1893)

Der Sohn eines Advokaten, publizierte bereits als Gymnasiast in Laibach in verschiedenen Zeitschriften. Er studierte 1835 bis 1837 Rechtswissenschaft an der Universität Graz (Steiermark), wo er auch gute Kontakte zu den dortigen Schriftstellern unterhielt. 1837 bis 1843 war er beim Militär – zuletzt im Rang eines Unterleutnants der Infanterie – in Krakau (seit 1838 Galizien; Kraków, Polen) und seit 1841 in Lemberg (Galizien; L’viv / Львів, Ukraine). Daneben studierte er seit 1841 Philosophie an der Universität Lemberg, wo er 1843 zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) promoviert wurde. 1843 trat er vom Armee- in den Zivildienst über und wurde Skriptor (wissenschaftlicher Beamter) an der Universitätsbibliothek in Lemberg. 1847 bis 1848 war er Redakteur der »Gazeta Lwówska« (Lwów [L’viv / Львів]; Lemberger Zeitung) und Vertrauter des Gouverneurs von Galizien Franz Grafen Stadion (1806–1853).

1848 übersiedelte Wurzbach nach Wien, wo er Bibliothekar an der kaiserlichen Hofbibliothek wurde, blieb aber weiterhin de facto für Franz Grafen Stadion tätig, der mittlerweile Innenminister in Wien war. 1849 wurde Wurzbach Bibliothekar (eigentlich Vorstand) der Administrativen Bibliothek des Ministeriums des Innern in Wien, zuletzt im Rang eines k(aiserlich) k(öniglichen) Hof- und Regierungsrats. 1874 wurde er zwecks Vollendung seines sechzigbändigen »Biographischen Lexikons des Kaiserthums Österreich« (1856–1891; enthält 24.254 Biographien) dienstfrei gestellt (1891 pensioniert) und lebte seither in Berchtesgaden (Bayern).

Constantin von Wurzbach, der auch als Lyriker und Prosaist hervortrat, gilt heute als der bedeutendste lexikografische Biograf des Kaisertums Österreich. Am 18. August 1893 starb er in seinem Wohnhaus in Berchtesgaden. Dem Grabstein  wurde jedoch nicht jene Inschrift verpasst, die  Wurzbach in seinem Testament vom 23. März 1887 ausgesprochen hat: Es möge auf seinem Grabstein eine ein Buch zernagende Maus eingemeißelt werden mit der Inschrift:

        Ein Mäuschen ohne alle Stärke
        bezwingt das größte aller Werke.

Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich. Das Werk enthält 24.254 Biographien, davon 21.406 von in den verschiedenen Kronländern des Kaiserstaates Geborenen, 1.129 von in Österreich "denkwürdig"gewordenen Ausländern und 1.719 von im Ausland denkwürdig gewordenen Österreichern. Dazu kommen 347 Stammtafeln.

Welchen Wert hat ein solches Lexikon heute noch über den wenig verdienstvollen, dass es selber Teil der Geschichte geworden ist? Suchen wir einen Vorarlberger im Lexikon und vergleichen die Angaben mit unserem heutigen Wissen. Auch wenn das Werk 24.254 Biographien enthält, dann muss es schon ein ganz "großer" Vorarlberger sein, wenn er sich unter den unbestreitbaren Größen in den verschiedenen Kronländern des Kaiserstaates behaupten muss. Im Band 40 haben wir einen solchen gefunden: Salomon Sulzer

Wurzbachs Verdienste um das Bibliothekswesen: Er entwarf die Instruktion für den Bibliotheksdienst, er ordnete und katalogisierte die durch die Pflichtexemplare rasch anwachsenden Bestände  der kaiserlichen Hofbibliothek , er baute die an Umfang und Vollständigkeit als einzigartig bezeichnete Sammlung von Flugschriften und Plakaten aus 1848/49 aus. Seinem ausgeprägten Hang zum Sammeln und Ordnen kamen auch seine aus der Bibliotheksarbeit erwachsenen bibliographischen Publikationsreihen entgegen: Die für 1853-1855 erschienene "Bibliographisch-statistische Übersicht der Literatur des östreichischen Kaiserstaates" etwa begründete die Literaturstatistik in Österreich; ihre bahnbrechende Bedeutung für Europa wurde auf internationalen statistischen Kongressen anerkannt.

Das Lexikon auch heute noch zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel historischer und kulturhistorischer Forschung, als eine Art Steinbruch der Biographik, sei es in den Werks- und Quellenverzeichnissen, sei es in den Mitteilungen von biographischen Fakten und Tatsachen. Auch wenn seine Schwächen nicht übersehen werden sollten (Wurzbach ist auf wenigen Gebieten Fachmann, sicher nicht auf den Gebieten Naturwissenschaft, Technik, Industrie und das Problem seines politischen Standpunkts:  Wurzbach hat alle Habsburger jedoch nur einen einzigen Sozialisten aufgenommen hat, nämlich Milan Subaríc mit der Berufsbezeichnung "sozialistischer Wanderprediger") darf doch bemerkt werden, dass die Leistung dieses Lexikons nach heutigen Vorstellungen für einen Einzelnen eine geradezu unvorstellbare Leistung ist.

Wie er das zustande gebracht hat, sagt er selbst: "Ordnung war das Hauptgeheimnis meiner Arbeit. Was ich las, notierte ich und brachte es in alphabetische Ordnung ... Dabei war ich nie müßig, ich schlief wenig. Morgens um 7 Uhr war ich bei der Arbeit und arbeitete in der Regel bis 2 Uhr; dann nahm ich ein Mittagmahl und trank nie Wein, machte nie ein Mittagsschläfchen; mir tat es um die Zeit leid, lebte überhaupt sehr mäßig. Abends um 9 Uhr bis halb 12 Uhr bereitete ich mich für die Arbeit des nächsten Morgens vor, so daß ich ganz vorbereitet zum Arbeitspult kam und mich bald mit den Quellen, die oft freilich einen, auch zwei und drei große Tische bedeckten, zurechtfand."


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Band 1A - Blumenthal1856http://www.literature.at/alo?objid=12537
Band 2Bninski - Cordova1857http://www.literature.at/alo?objid=11806
Band 3Cöremans - Eger1858http://www.literature.at/alo?objid=11807
Band 4Egervari - Fürchs1858http://www.literature.at/alo?objid=11808
Band 5Fürger - Gsellhofer1859http://www.literature.at/alo?objid=11809
Band 6Guadagni - Habsburg1860http://www.literature.at/alo?objid=11804
Band 7Habsburg - Hartlieb1861http://www.literature.at/alo?objid=11810
Band 8Hartmann - Henser1862http://www.literature.at/alo?objid=11811
Band 9Hibler - Hysel1863http://www.literature.at/alo?objid=11812
Band 10Jablonowski - Karolina1863http://www.literature.at/alo?objid=11813
Band 11Karolyi - Kiwisch1864http://www.literature.at/alo?objid=11814
Band 12Klacel - Korzistka1864http://www.literature.at/alo?objid=11815
Band 13Kosarek - Lagkner1865http://www.literature.at/alo?objid=11816
Band 14Laicharding - Lenzi1865http://www.literature.at/alo?objid=11636
Band 15Leon - Lomeni1866http://www.literature.at/alo?objid=11770
Band 16Londonia - Marlow1867http://www.literature.at/alo?objid=11769
Band 17Maroevic - Meszleny1867http://www.literature.at/alo?objid=11639
Band 18Metastasio - Molitor1868http://www.literature.at/alo?objid=11640
Band 19Moll - Mysliveczek1868http://www.literature.at/alo?objid=11771
Band 20Nabielak - Odelga1869http://www.literature.at/alo?objid=11772
Band 21O ‹Donell - Perenyi1870http://www.literature.at/alo?objid=11773
Band 22Pergen - Podhradsky1870http://www.literature.at/alo?objid=11774
Band 23Podlaha - Prokesch1872http://www.literature.at/alo?objid=12538
Band 24Prokop - Raschdorf1872http://www.literature.at/alo?objid=12539
Band 25Rasner - Rhederer1868http://www.literature.at/alo?objid=12904
Band 26Rheden - Rosenauer1874http://www.literature.at/alo?objid=11775
Band 27Rosenberg - Rzikomsky1874http://www.literature.at/alo?objid=11776
Band 28Saal - Sawiczewski1874http://www.literature.at/alo?objid=11777
Band 29Sar - Schimpf1875http://www.literature.at/alo?objid=11778
Band 30Schindler - Schmuzer1875http://www.literature.at/alo?objid=11779
Band 31Schnabel - Schrötter1876http://www.literature.at/alo?objid=12540
Band 32Schrötter - Schwicker1876http://www.literature.at/alo?objid=11780
Band 33Schwarzenberg - Seidl1877http://www.literature.at/alo?objid=11781
Band 34Seidl - Sina1879http://www.literature.at/alo?objid=11782
Band 35Sincacher - Sonnenthal1877http://www.literature.at/alo?objid=11783
Band 36Sonnklar - Stadelmann1878http://www.literature.at/alo?objid=11784
Band 37Stadion - Stegmayer1878http://www.literature.at/alo?objid=11785
Band 38Stehlik - Stietka1879http://www.literature.at/alo?objid=11786
Band 39Stifft - Streel1879http://www.literature.at/alo?objid=11805
Band 40Streeruwitz - Suszncki1880http://www.literature.at/alo?objid=11641
Band 41Susil - Szeder1880http://www.literature.at/alo?objid=11642
Band 42Szedler - Taasse1880http://www.literature.at/alo?objid=11643
Band 43Tabacchi - Terklau1881http://www.literature.at/alo?objid=11644
Band 44Terlago Thürmer1882http://www.literature.at/alo?objid=11646
Band 45Thugut - Török1882http://www.literature.at/alo?objid=11664
Band 46Toffoli - Traubenburg1882http://www.literature.at/alo?objid=11665
Band 47Traubenfeld - Trzes1883http://www.literature.at/alo?objid=11668
Band 48Trzetrzewinsky - Ullepitsch1883http://www.literature.at/alo?objid=11707
Band 49Ullik - Vassimon1884http://www.literature.at/alo?objid=11708
Band 50Vastag - Villani1884http://www.literature.at/alo?objid=11709
Band 51Villata - Vrbna1885http://www.literature.at/alo?objid=11710
Band 52Vrcevic - Wallner1885http://www.literature.at/alo?objid=11711
Band 53Wallnöfer - Weigelsperg1886http://www.literature.at/alo?objid=11712
Band 54Weil - Weninger1886http://www.literature.at/alo?objid=11713
Band 55Weninger - Wied1887http://www.literature.at/alo?objid=11714
Band 56Wiedemann - Widisch1888http://www.literature.at/alo?objid=11715
Band 57Windischgrätz - Wolf1889http://www.literature.at/alo?objid=12541
Band 58Wolf - Wurmbrand1889http://www.literature.at/alo?objid=12542
Band 59Wurmser - Zhuber1890http://www.literature.at/alo?objid=12543
Band 60Zichy - Zyka1891http://www.literature.at/alo?objid=12544